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zur Besttigung eines Ehebundes gezwungen, bei welchem ein Theil die Pflichten seiner Kirche verletzte und sich tatschlich von ihr lossagte. Die Ausfhrung der Cabinetsordre erregte daher groe Unzufriedenheit. So lange indessen der damalige Erzbischof von Kln, Graf Spiegel zum Desenberg lebte, der einer freieren Ansicht huldigte, blieb Alles ruhig. Papst Pius Viii. erlie der diese Angelegenheit ein Breve, welches als ein Zugestndni angesehen wurde, aber eine doppelte Auslegung zulie. So kam zwischen der preuischen Regierung und den rheinisch-westflischen Bischfen eine Uebereinkunft zu Stande (19. Juni 1834), in welcher letztere versprachen, sich in Bezug auf die gemischten Ehen den Staatszesetzen fgen zu wollen. Als aber im Jahr 1835 Graf Spiegel zum Desenberg starb, wurde der bisherige Weihbischof von Mn-ster, Baron Droste von Vischering, sein Nachfolger auf dem erzbischflichen Stuhle zu Kln, ein Mann von geringer Befhigung, aber ein entschiedener Anhnger seiner Kirche. *) Er hatte die Uebereinkunft vom 19. Juni 1834 angenommen und eine Zeit lang befolgt, als pltzlich der rmische Stuhl die Einsegnung jeder gemischten Ehe ohne vorheriges Ver-sprechen der katholischen Kindererziehung entschieden verbot. Droste von Vischering glaubte sich dem Willen des Papstes unterwerfen zu mssen. Eine Vereinbarung der protestanti-scheu Staatsgewalt mit den Tendenzen der Hierarchie schien unmglich. Nach fruchtlosen Unterhandlungen wurde er auf kniglichen Befehl am 20. November 1837 verhaftet und als Staatsgefangener nach der Festung Minden abgefhrt. Dasselbe Schicksal traf in der Folge aus gleichem Grunde auch Martin von Dunin, Erzbischof von Posen und Gnesen, der am 6. October 1839 auf die Festung Kolberg abgefhrt wurde.
Dieses Verfahren brachte allenthalben ein der preuischen Regierung nachtheiliges Aufsehen hervor. Der Papst legte gegen die dem Erzbischof von Kln widerfahrene Behandlung
*) Um dieselbe Zeit wurden die Schriften des verstorbenen Pro-fessors Hermes, der, ohne der katholischen Glaubenslehre entgegen zu treten, diese mit der Vernunft in Uebereinstimmung zu bringen suchte, vom Papste verboten.
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125
ein. So war der Krieg binnen neun Tagen zu Ende. Die besiegten Kantone muten die Kriegskosten zahlen, ihre Re-gierungen mit liberalen oder radikalen vertauschen, den Sonderbund auflsen und die Jesuiten verweisen.
Nun folgte eine Revision der Schweizer-Bundesverfassung und 1848 wurde der neue Bundesstaat gegrndet. An der Spitze desselben steht ein bestndiger aus sieben Mitgliedern bestehender Bundesrath mit einem von den Kantonalregierungen gewhlten Stnderath (erste Kammer) und mit einem frei aus der ganzen Volkszahl gewhlten Nationalrath (zweite Kammer!, der zu Bern seinen Sitz hat.*)
Xi.
Italien nach der Julirevolution.
Die Ereignisse des Jahres 1821 (vgl. Iv.) hatten den Bruch zwischen den Negierungen und Vlkern Italiens noch erweitert. Die Fürsten bten, der Hlse Oestrichs sicher, gegen ihre Unterthanen den rgsten Druck aus, und diese, ohne Anhnglichkeit und Vertrauen zu jenen, hielten jedes Mittel fr erlaubt, sich an ihren Drngern zu rchen und sie zu strzen.
Die alten Mibruche der italienischen Regierungen, Willkr und Unordnung in der Verwaltung, Bestechlichkeit der
*) Der Kanton Nenfchatel ri sich damals von Preußen los und trat dem Schweizerbuude ganz und gar bei. Im August 1864 kam zu Genf eine internationale Convention in Betreff der Organisation des Dienstes der Kranken und Verwundeten im Kriege zu Stande-Die Revision der Bundesverfassung stellte im Januar 1866 neun Artikel auf, die sich auf die Verhltnisse der Eingewanderten, Ausschlieung gewisfer Strafarten, Glaubens- und Cultusfreiheit bezogen, aber mit Ausnahme eines einzigen durch die Volksabstimmung verworfen wurden. Das vaticanische Concil und das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes rief auch in der Schweiz kirchliche Wirren hervor, in Folge deren eine Dicefanconferenz" den infallibilistifchen Bischof Lachat absetzte (Jan. 1873), und die Genfer Regierung den vom Papste mit Umgehung der Genfer Verfassung erhobenen Bischof Mermillod auswies. Der Versuch einer Revision der Bundesverfassung scheiterte im Mai 1872 abermals.
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dem Papste sein noch briges Gebiet zu lassen und eine ppst-liche Armee zuzugestehen.*) Als Brgschaft dafr verlangte er die Verlegung der italienischen Residenz nach Florenz. So wurde die September-Convention geschlossen, der zufolge Napo-leon Iii. seine Truppen binnen zwei Jahren von Rom weg-ziehen wollte. Die Unzufriedenheit, welche in Turin entstand, wurde dadurch gedmpft, da das Parlament die Verlegung der Residenz als nothwendig erkannte, um Italiens Einheit zu befestigen. Im Herbst 1866 zog Frankreich seine Truppen aus Rom, als durch das Bndni Italiens mit Preußen auch bereits Venetien fr Italien gewonnen war.
Xxiii.
Napoleon Iii auf seiner Machthhe bis zum Beginn ihres Sinkens. (1852-1863.)
Nach Wiederherstellung des Kaiserthums in Frankreich wurde fr Errichtung eines neuen Hofstaates des kaiserlichen Hauses gesorgt, und es fehlte nicht an reichausgestatteten Stellen, um geleistete Dienste zu belohnen. Die Civilliste des Kaisers wurde auf 25 Millionen festgesetzt, dieselbe Summe, die einst Napoleon I. bezogen und das Doppelte von derjenigen, mit welcher Louis Philipp hausgehalten hatte. Fr die Prinzen des kaiserlichen Hauses" wurden ihm weitere anderthalb Millionen zur Verfgung gestellt. Die Befestigung des neuen Thrones ging ohne Schwierigkeit von Statten. Napoleon Iii., auerhalb Frankreichs herangewachsen, hatte seine Bildung in Deutschland erhalten und war in der Schweiz, Italien, Amerika und England zum Manne gereift: frei von den Schwchen des franzsischen Nationalcharakters, brachte er die
*) Der Papst sprach noch in demselben Jahre (1864) in einer En--cyclica der alle moderne Bildung und neuen Staatsideen das Ver-dammungsurtheil aus und beharrte allen ihm gebotenen Concessionen gegenber bei dem gewhnlichen: Non possumus!"
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gerufen hatte, allmhlich wieder zu beschwichtigen; viel schwie-riger aber war sein Verhltni zum Papst.
Hier entwickelte sich immer mehr ein unhaltbarer Wider-spruch, der wesentlich zum Sturze Napoleons beigetragen hat. Er befand sich in der eigenthmlichen Lage, da beide Par-teien, die italienische Nationalpartei und die klerikale, in ihm die Sttze ihrer Macht suchten. Beiden Parteien zu gengen war ein Ding der Unmglichkeit. Mit der ersteren konnte Napoleon fertig werden; die rmisch-katholische Kirche aber, die mit unbeugsamer Starrheit an allen ihren Traditionen, insbesondere an der Idee einer Universalherrschaft festhangend, ohne jedes Element des Fortschritts dasteht, das sie befhigte, Veraltetes abzustreifen und sich den wirklichen Verhltnissen der Völker anzupassen, blieb fr ihn eine Macht, mit der sich nicht rechnen lie. Kaum war die oben erwhnte Flugschrift Laguerroniere's: Der Papst und der Congre" erschienen, so begann der franzsische Episcopat, Bischof Dupanloup von Orleans an der Spitze, den Kampf gegen die darin aus-gesprochenen Anschauungen, die sich gegen die weltliche Herr-schaft des Papstes erklrten. Whrend von den Journalen das Univers" die Sache der Ultramontanen fhrte, tauchte im Laufe des Jahres 1860 eine Fluth von Broschren auf, in Frankreich allein der hundert, welche alle die Frage be-handelten, was mit dem Papst geschehen solle, und während der Cultusminister die franzsischen Bischfe darber beruhigte, da der Kaiser dem Papste unwandelbar ergeben sei, forderte der Minister des Innern die Prfecten auf, der Agitation strafrechtlich entgegenzutreten, die mit der Vertheilung kleiner Flugschriften in unzhligen Exemplaren zerrieben werde. Smmtliche Bischfe Europas erklrten sich, wie dies von ihnen nicht anders zu erwarten war, fr die weltliche Herr-schaft des Papstes, und am 26. Mrz sprach der Papst die groe Excommunication der Alle aus, welche den Eingriff in die ppstlichen Staaten begangen, veranlat oder auch nur gebilligt htten. Das Breve nannte brigens Niemanden mit Namen. Jeder konnte sich denken, was er wollte, und auer-halb der klerikalen Kreise hatten die Bannstrahlen vom Vatican her keine Bedeutung mehr. Inzwischen schienen sich die Ge-mther wieder zu beruhigen, als der Zug Garibaldis und in
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Zlle einfhren, ihre Erzeugnisse nur in Spanien verkaufen und die Producte nicht anbauen, an denen das Mutterland Ueberflu hatte. Zu dieser Unselbststndigkeit des Handels der Colonien gesellte sich auch die politische: der König von Spanien besetzte alle Staats- und Kirchenmter, und zwar nur mit Spaniern, die im Mutterlande geboren waren, da die in den Colonien geborenen Kreolen davon ausgeschlossen waren. Die Viceknige und Generalcapitane bten in den amerikanischen Landen den rgsten Despotismus und die scheulichsten Erpressungen aus, so da sich hier alle bsen Leidenschaften der sdlichen Natur in entsetzlicher Werse ent-wickelten. Der Abfall Nordamerikas von England , der von Frankreich und sogar von Spanien selbst untersttzt wurde, sowie die Verbreitung der Lehren der franzsischen Republikaner von der natrlichen Freiheit und Gleichheit der Menschen mute bei der schon herrschenden Mistimmung das Streben nach Selbststndigkeit und Unabhngigkeit in den Colomen zum Ausbruch bringen. Die Gelegenheit dazu kam, als Na-poleon die knigliche Familie vertrieben hatte. Seme Aufforderung, sich der Regierung seines Bruders Joseph zu unter-werfen, wurde zurckgewiesen, aber auch ihre Bitte an die Cortes in Cadix, welche eine Gesammtverfassung fr die spanische Monarchie entworfen, um rechtliche Gleichstellung mit dem Mutterland wurde zurckgewiesen. Darauf erklrten sie sich fr unabhngig, und als Ferdinand Vii. sie nach semer Rckkehr unter das alte Joch beugen wollte, begann ein Krieq der von beiden Seiten mit scheulicher Grausamkeit gefhrt wurde und mit der Unabhngigkeit der Colomen
enbetl Mexiko hatten schon im Jahr 1810 der Priester Hi-balgo und andere Fhrer den Aufstand erhoben, aber ihre ungeordneten Schaaren wurden leicht zersprengt, und ine Urheber der Erhebung bten mit dem Leben. Da rief tm Jahr 1821 Jturbide, angeblich ein Sprling des alten merifaniten Kaiserhauses, seine Landeute unter Zustimmung der" Truppen zum Kampfe fr die spanische Verfassung auf und wurde, da Ferdinand Vii. die constitutionelle Kaiserkrone ablehnte, im folgenden Jahre (1822) als Kaiser Augustm I. ausgerufen. Aber eine republikanische Partei unter General
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der die bewaffnete Macht in den abgefallenen Provinzen des Kirchenstaats bernahm. Von Bologna zog sich Zuchi nach Aneona zurck, worauf die Oestreicher in die erstere Stadt einzogen (21. Mrzl und nach dem blutigen Gefecht bei Rimini (25. Mrz) Ancona besetzten (29. Mrz). Zuchi und andere Flchtlinge hatten bereits die Schiffe bestiegen, wurden aber durch nachgeschickte Fahrzeuge eingeholt und nach Venedig gebracht.*)
Auf den Rath Ludwig Philipps, der von der Opposition in der Deputirtenkammer und von der Presse mit Vorwrfen der die Zulassung der streichischen Intervention berhuft wurde, benahm sich die ppstliche Regierung nach Bewltigung der Revolution mit mehr Migung, als man erwartet hatte. Eine Amnestie wurde erlassen, von der nur die Hupter der Revolution ausgenommen waren, und mehrere Verbesserungen in der Verwaltung traten ins Leben. Dagegen berlie sich Franz Iv. von Modena, der einzige Fürst, der Ludwig Philipp nicht anerkannt hatte, also auch auf seine Vermittelung nicht einging, ohne Scheu dem ihm zur anderen Natur gewordenen Hange zur Grausamkeit. Er lie Menotti, den er selbst erst hintergangen, dann gefangen fortgeschleppt, am 28. Mai 1831 durch den Strang hinrichten, und verhngte der Andere. Einkerkerung und Gtereinziehung.
Kaum hatten die Oestreicher (Juli 1831) den Kirchenstaat verlassen, als die Unzufriedenheit in den Legationen, wo man in die Ausfhrung der von der ppstlichen Regierung ver-sprochenen Reformen kein Vertrauen setzte, von neuem einen Aufstand hervorrief. Da berschwemmte der Cardinal Albani mit einem zum Theil aus bewaffnetem Gesindel zusammen-gesetzten Heere die Legationen, lie seine zuchtlosen Banden in Forli ein Blutbad unter den Einwohnern anrichten und Rubereien und Kirchenfrevel verben (Januar 1832). Die Oestreicher kamen zum zweiten Male und wurden im Gegen-fatz zu Albanis Horden als Befreier aufgenommen.
Dieser zweite Einmarsch der Oestreicher in den Kirchen-
*) Zuchi, zum Tode verurtheilt, wurde vom Kaiser zu lebenslang-licher Festungshaft begnadigt. Im Jahre 1849 trat er wieder hervor und stand auf Seiten des Papstes gegen die extreme Revolution. Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 9
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Haber den Muth verloren hatten und auf die Vorschlge des Generals einzugehen bereit waren; aber einzelne Freicorps und das Volk wollten von keiner Kapitulation wissen; indessen Filangieri siegte durch seine Artillerie und zog am 17. Mai in Palermo ein. Zum Statthalter der Insel ernannt, ordnete er eine allgemeine Entwaffnung an und fhrte eine grausame Militrherrschaft ein.
In Rom traten die constitutionellen Ideen in Widerspruch mit der kirchlichen Stellung des Papstes, und die extreme Partei schien sich zu bemhen, ihm diesen Widerspruch seiner Lage recht fhlbar zu machen. Als die Rmer vom Papste eine Kriegserklrung an Oestreich und Absendung rmischer Truppen zum Heere Karl Alberts verlangten, wies er diese Zumuthung als unvertrglich mit seiner geistlichen Wrde zurck und zerfiel dadurch mit der radicalen Partei. Pius Ix. glaubte an dem talentvollen Pellegrino Rossi, der von Lud-wig Philipp zum Grafen erhoben und Gesandter am ppst-lichen Hofe gewesen war, den zuverlssigsten Mann gefunden zu haben, dem er die weltliche Leitung seines Staates ber-tragen konnte. Rossi's Plan war, das constitutione^ System mit besonderer Bercksichtigung des geistlichen Charakters des Kirchenstaates einzufhren und den Papst an die Spitze eines zu grndenden italienischen Staatenbundes zu stellen. Roffiz an der Spitze eines neuen Ministeriums, wollte vor Allem Ruhe und Ordnung, und zog sich dadurch den tdtlichen Ha der anarchistischen Partei zu, die nur in einem allgemeinen Umsturz ihren Vortheil sah. Als Rossi am 15. November 1848 ungeachtet der empfangenen Warnungen in die Depu-tirtenkammer fuhr, wurde er auf der Treppe dahin von einem Dolchstich getroffen, da er tobt niedersank. Am folgenden Tage drang eine bewaffnete Rotte vor den Quirinal und nthigte den Papst, in dessen Vorzimmer bereits die Kugeln der Aufrhrer drangen, ein radicales Ministerium anzunehmen, und die Schweizertruppen zu entlassen. Von Aufruhr und Mord bedroht, verlie Pius Ix. heimlich Rom (25. Nov.) und floh nach Gaeta, wo ihm der König von Neapel Schutz gewhrte. In Rom gelangte nach der Flucht des Papstes Mazzini und sein Anhang zur Herrschaft, zu dem auch Fürst Karl von Canino, ein Sohn Lucian Bonaparte's und Neffe
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Extrahierte Ortsnamen: Palermo Rom Rom Gaeta Neapel Rom
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dem Kaiser der Franzosen seinen Dank fr die empfangene Hlfe abtragen. Bald kam es zu einer Annherung zwischen Frankreich und Sardinien. Auf dem Pariser Frieden legte Graf Cavour eine Denkschrift vor, in der er nachwies, da Europa zu keiner dauernden Ruhe gelangen werde, bis die italienische Frage in nationalem Sinne gelst sei. Er der-langte von den Gromchten die Anerkennung der nationalen Einheit Italiens, die Verleihung einer liberalen Verfassung im lombardisch-venetianischen Knigreiche, die Entfernung der fremden Truppen aus dem Kirchenstaate, der unter ppstlicher Oberhoheit von einem weltlichen Statthalter regiert werden sollte, und eine Intervention in Neapel und Sicilien zur Be-seitigung der dort herrschenden Mibruche. Obgleich Cavours Denkschrift verfrht und vorlufig ohne Folgen war, so stellte sie doch eine Grundlage zu weiterer politischer Entwickelung auf, deren Verwirklichung von der Zukunft abhing, und er freute sich zunchst der Zustimmung Englands und Frank-reichs. Die Annherung Rulands an Sardinien und Frank-reich trat immer offener hervor. Die Kaiserin-Mutter wurde bei ihrem Aufenthalt in Nizza von Victor Emanuel mit Aus-Zeichnung behandelt (Sept. 1856), und einer russischen Dampf-schifffahrtsgesellschaft sogar der Hafen von Villafranca kuflich berlassen, woraus bald eine Station fr die russische Flotte wurde. Im September 1857 kam Napoleon mit dem Kaiser von Rußland in Stuttgart zusammen, wo auer Anderem auch die italienische Frage zur Sprache kam.
Der Ha und Ingrimm gegen die bestehenden Einrich-tungen, die Sehnsucht nach einem Umschwung der Verhltnisse gab sich in Italien an vielen Orten unzweideutig zu erkennen. Vergebens versuchten die Regierungen hier und da in mildere Bahnen einzulenken. Der Kaiser von Destreich besuchte mit seiner Gemahlin Elisabeth von Baiern seine italienischen Staaten, aber weder sein lngerer Aufenthalt in Mailand, noch die im Januar 1857 erlassene Amnestie fr politische Vergehen vermochten eine vershnliche Wirkung hervorzubringen. Pius Ix. machte eine Rundreise durch den Kirchenstaat und spendete an die Armen reichliche Almosen, aber auch dieser Versuch, eine gnstigere Stimmung hervorzurufen brachte in der Lage der Dinge keine Vernderung hervor
Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 20
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geschleudert. Heber hundert Menschen wurden tobt oder verwundet niedergestreckt, alle Fenster der Strae waren zer-trmmert, aber der Kaiser und die Kaiserin wurden nur leicht im Gesicht geritzt. Orsini, der mit Pieri und Gomez verhaftet worden, erklrte im Verhr, er habe Napoleon lange Zeit fr den knftigen Retter Italiens gehalten, da dieser aber dessen Befreiung nicht bernehmen wolle, vielmehr zu einem Hinderni derselben geworden, so habe er bessert Beseitigung fr nothwenbig erachtet. Aus seinem Gefngni richtete Orfini ein Schreiben an Napoleon, worin er ihn erinnerte, ba die Italiener einst ihr Blut fr seinen Oheim vergossen htten, und ba er die Unterbrckung Italiens durch die Oestreicher nicht lnger bulben brfe. Dieses Schreiben erschien im Moniteur. Am 13. Mrz wrben Orsini und Pieri hingerichtet. Orfini, der mit Unerschrockenst zum Tode ging, brachte noch auf dem Schaffot ein Lebehoch auf die Freiheit Italiens aus. Vor seiner Hinrichtung hatte er noch ein Schreiben an Napoleon erlassen, worin er fr die Ver-ffentlichung des ersten Schreibens dankt und mit den Worten schliet: Ich gehe dem Tode mit dem Trste entgegen, da Ew. Majestt von wahrhaft italienischen Gesinnungen beseelt find."
Orsini's That scheint nicht ohne Einflu auf Napoleons Verhalten gegen Italien geblieben zu fein,*) da von jetzt an eine regere Theilnahme fr Italien, insbesondere Sardinien, und eine feindseligere Gesinnung gegen Oestreich unverkennbar find. Zunchst aber galt es, ein gutes Vernehmen zu Eng-land herzustellen, mit welchem feit dem Krimkriege eine ge-wisse Spannung bestand, die noch dadurch geschrft wurde, da einer der Mitverschworenen Orsini's, der Franzose Ber-tranb, Her in England zurckgeblieben, von den englischen Ge-schworenen unter lautem Beifall des Publicums freigesprochen wrbe. Da inbessen England gerade in Ostindien beschftigt war, und Napoleon zu feinem italienischen Kriege Englanbs Neutralitt nthig hatte, so gewannen vershnliche Beziehun-
*) In einem am 1. April zu London verffentlichten Briese drohte Mazzini dem Kaiser Napoleon mit dem Dolche, wenn nicht dem eisernen, doch dem der ffentlichen Meinung.
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soli's selbststndiges Auftreten, nicht nach Napoleons Sinn war, mute er Rattazzi weichen. Das Parlament hatte am 27. Mrz 1861 Rom zur Hauptstadt des Knigreichs Italien proclamirt; Rattazzi hielt fest an diesem Beschlu und erklrte (Mrz 1862), das Verlangen der Nation, den Sitz der Re-gierung in die ewige Stadt zu verlegen, knne nicht abgelehnt werden." Da er zugleich Garibaldi's Freiwillige, die zuletzt mit Zurcksetzung behandelt worden waren, in die Armee auf-nahm, so wurde die sogenannte Actionspartei zu neuer Th-tigkeit entflammt, und Rom und Venedig!" war die Losung. Da lie sich Garibaldi zu dem eigenmchtigen Versuche der-leiten, von Sicilien aus die Stadt Rom anzugreifen. Mit 3000 Freiwilligen landete er in Calabrien unter dem Rufe: Rom oder den Tod!" Aber die Regierung erklrte jeden Aufruf, der nicht vom Könige komme, fr einen Aufruf zum Brgerkrieg und schickte den General Cialdini gegen ihn. Bei Aspromonte kam es am 28. August 1862 zu einem Gefecht, in dem Garibaldi am rechten Fugelenke gefhrlich verwundet wurde und sich ergeben mute. Bald wurde er freigelassen, aber die Wunde heilte langsam, endlich durch die Kunst eines franzsischen Arztes gerettet, zog er sich nach seinem Asyl, der Insel Caprera, zurck. Wenn auch sein letztes Unterneh-men von Vielen mibilligt ward, so folgten ihm doch die Sympathien der Welt, und sein Name blieb der populrste in Italien.
Der Papst berief zur Heiligsprechung japanischer Mr-tyrer ein grtenteils aus franzsischen Bischfen bestehendes Concil, welches die Aufrechthaltung der weltlichen Macht des Papstes fr eine Notwendigkeit erklrte (9. Juni). Da dennoch eine Circularnote Durando's, des Ministers des Aus-wrtigen, an die fremden Hfe, den Satz aussprach, die ganze Nation verlange nach ihrer Hauptstadt, so mute Rattazzi, dessen Lage keine gnstige war, und der auch seit dem Ge-fechte von Aspromonte Mazzini's Republikaner gegen sich hatte, das Ministerium niederlegen (1. Dec. 1862).
Ohne Napoleons Einwilligung konnte der König von Italien weder Venedig noch Rom gewinnen. Im Juni 1864 erklrte der franzsische Kaiser, seine Truppen aus Rom hin-wegzuziehen, wenn die italienische Regierung sich bereit zeige,
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